Imposante Aufholjagd

Als beim dritten Wasserposten die Zeit genommen wurde, lag das Team bike2help.ch nicht besonders gut im Rennen. Thomas Oberli und Dirk Pauling wurden auf Rang 23 der Masters-Klasse geführt. Das Ziel erreichten sie aber als 16.!

Die Leistung in der Königsetappe gekrönt

Das Ziel des Tages klang einfach: Die gute Arbeit bisher konsolidieren. Ein Kinderspiel war das aber nicht, denn auf dem Programm stand die Königsetappe, die ausserdem die technischste des gesamten Rennens war. Das Team bike2help.ch fuhr erneut in der Gruppe A los und konnte sich in dieser auch halten. Thomas Oberli: „Allerdings habe ich bereits im ersten Anstieg gemerkt, dass ich viel Säure in den Beinen habe.“ Das Gefühl sei nicht mehr so gut gewesen wie am Vortag, denn die Oberschenkel fühlten sich nicht besonders frisch an. „Irgendwann ging das dann weg, aber danach war ich mental nicht ganz auf der Höhe“, sagte er nach der Durchfahrt der Ziellinie.

Immerhin: Er und Dirk Pauling konnten auch in der Freitags-Etappe ein gutes Tempo halten. „Ich war einfach nicht voll im Rennmodus“, so Oberli. Beim dritten Wasserposten legte bike2help.ch dann eine kurze Pause ein. Oberli trank ein wenig Cola und warf zwei Gel ein – das wirkte Wunder. Lagen er und Pauling beim Passieren des Postens noch auf Platz 23 der Masters-Klasse, arbeiteten sie sich bis ins Ziel auf Rang 16 vor. Das ist gleichbedeutend mit Rand 81 im Gesamtklassement. „Wir konnten am Schluss so aufdrehen, dass es der bisher beste Tag in Sachen Klassement wurde“, freute sich Oberli. „Mir ist das lieber so: Wir fahren relativ konservativ los und sind dann jeweils am Ende stark.“ Das ist mental weit besser, als wenn es umgekehrt wäre.

Pauling mit guten Beinen unterwegs

Oberli spricht an dieser Stelle insbesondere seinem Partner Dirk Pauling ein dickes Lob aus. „Er war hat eine Superarbeit geleistet und konnte vor allem im Flachen richtig ziehen. Er hatte starke Beine heute – so macht das Spass!”

Übrigens: Weil Pauling und Oberli seit nunmehr drei Tagen in der Gruppe A fahren, kennen sie auch die anderen Athleten langsam, die dort unterwegs sind. Am Morgen wird das Team bike2help.ch regelmässig von den gleichen Athleten überholt. „Gegen Abend holen wir sie dann aber wieder ein“, sagt Oberli. „Damit haben wir uns im Feld einen gewissen Respekt verschafft.“

Jetzt ist der Tross in Boschendal angekommen. Das ist die letzte Station des Rennens. „Man merkt, dass das Ende näher kommt“, stellt Oberli fest. „Jetzt sind es noch zwei Tage, dann ist es geschafft.“ Nicht weniger als 140 Teams mussten das Rennen bisher aufgeben, viele der Fahrer sind verletzt unterwegs. Oberli schaute am Morgen mit einigem Mitleid auf die Konkurrenten, die vor dem Medizelt Schlange standen. Viele von ihnen kämpfen mit einem wunden Hintern – eine Beeinträchtigung, die Oberli in schmerzhafter Erinnerung hat. 2010 kämpfte er genau mit diesem Problem. „Da war der Horror“, erinnert er sich. „Wir haben diesmal Glück. Das ist super.“ Zwar musste Oberli in der fünften Etappe von Wellington nach Stellenbosch dreimal zu Boden, weil der Untergrund entweder rutschig – am Morgen hatte es leicht genieselt – oder sandig war. „Ausser ein paar Kratzern kam Knie habe ich mir aber nichts geholt“, sagt er. „Die gehören dazu.“

Das Ziel rückt näher

Am Samstag folgt nun die zweitletzte Etappe, wohl erneut bei nicht so grosser Hitze. Es ist der kürzeste Abschnitt des Rennes – distanzmässig gesehen. Die 74 Kilometer sind aber mit 2100 Höhenmetern garniert. Kein Wunder, denn die Landschaft um Boschendal herum ist nicht nur grüner als jene Gebiete, die bisher durchfahren wurden, sondern auch gebirgig. „Es sind etwa zehn Anstiege zu bewältigen“, blickt Oberli voraus. „Die werden einem die Beine so richtig brechen“, umschreibt er. Er freue sich aber darauf, auch wenn es den ganzen Tag hoch und runter gehen werden.

Eiskalte Erholung

Erholt haben sich Pauling und Oberli übrigens mit einem anderen Vergnügen: Auf dem Programm stand ein Eisbad. Rund zehn Sekunden hielten sie es im Bassin aus, dann mussten sie wieder raus, wagten sich aber erneut ins Eiswasser. „Ich habe das 2013 bei den Profis gesehen“, erklärt Oberli. „Es hilft wirklich, reduziert Entzündungen in den Beinen.“ Einige der Fahrer halten es offenbar bis zu zehn Minuten im Pool aus. Danach sind sie dann wieder heiss aufs Rennen.

Gefürchtet und geschätzt: Das Eisbad hilft, Entzündungen in den Beinen zu lindern.
Auch eine Art Klassement: Oberli und Pauling waren schon zwei Stunden im Ziel, als dieses Bild entstand. Es sind die Taschen jener, die zu diesem Zeitpunkt noch unterwegs waren.
Grün und gebirgig: So sieht es in Boschendal aus.
Der Mann, der die Velos fit hält: Mechaniker Duncan, flankiert von Thomas Oberli (links) und Dirk Pauling (rechts). Am Donnerstag schraubte er zur Sicherheit sogar die Federgabeln auseinander.

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