Was ihnen in der kommenden Woche bevorsteht, wissen Thomas Oberli, Dirk Pauling, Marco Wegmann und Martin Studer genau. 658 Kilometer und 13530 Höhenmeter erwarten die vier in Südafrika. Sie nehmen am Cape Epic teil. Und sie sind bereit.
Sieben Tage, sieben Etappen. Viel Ruhe werden der Rümlanger Thomas Oberli und sein Teamkollege Dirk Pauling ab kommendem Sonntag nicht mehr haben. Worauf sie sich da einlassen, ist den beiden aber klar: Sie beendeten das härteste Mountainbike-Rennen der Welt bereits vor drei Jahren zusammen. Oberli ist zum insgesamt fünften Mal dabei – und er strahlt Zuversicht aus. «Das Trainingslager war super», sagt er. «Wir hatten die Chance, während zehn Tagen auf Gran Canaria an unserer Form zu arbeiten.» Die beiden anderen Fahrer, die für bike2help an den Start gehen, mussten daheim an ihrer Form feilen. «Martin Studer und Marco Wegmann konnten nicht ins Trainingslager kommen. Sie gingen bei Minusgraden langlaufen oder mussten drinnen trainieren», sagt Oberli.
Die Regenkönige von Gran Canaria
Er und Pauling haben derweil auf der kanarischen Insel das Rennen simuliert: 850 Kilometer absolvierten sie in den zehn Tagen, 15’000 Höhenmeter kamen zusammen, und während 43 Stunden sassen sie im Sattel. Die Trainingseinheiten hat Triathlon-Coach Toni Hasler zusammengestellt. Dass Oberli/Pauing meistens im Regen fuhren, war indes nicht geplant. «Die Einheimischen haben uns gesagt, es habe so viel geregnet wie seit dreissig Jahren nicht mehr». Teilweise seien richtige Wasserströme über die Strassen gelaufen. Immerhin: Auf dem Bike war das kein Problem. Und sollte es in Südafrika regnen, sind die beiden neuen Regenkönige bestens gewappnet.
Gefahren sind sie vor allem in grossen Gängen. Das heisst: Sie haben Kraft und Ausdauer trainiert. «Das gab uns eine gute Härte», erklärt Oberli.
Insgesamt schätzt Oberli die Vorbereitung besser ein als vor drei Jahren bei der ersten Teilnahme mit Dirk Pauling. «Damals war ich während zehn Tagen krank. Es kam dann gut raus, war aber sicher nicht die ganz optimale Vorbereitung.» Oberli litt drei Wochen vor dem Rennen an einer Bronchitis, das Team klassierte sich dann aber auf Rang 15 bei den Masters und auf dem 79. Gesamtrang. Da stellt sich die Frage, was heuer das Ziel ist.
Mit Hermida im Nacken
Als erstes wollen Oberli / Pauling im Prolog vor José Antonio Hermida im Ziel sein. Oberli: «Wir starten als zweitletztes Team der Amateure 15 Minuten vor ihm. Das könnte genau reichen.» So wollen sie auch in die A-Gruppe fahren. «Aber nicht auf Biegen und Brechen», wie Oberli anfügt. Danach versuchen die beiden, jeweils während den ersten vier Stunden des Rennens eher defensiv zu fahren und erst danach richtig Gas zu geben. Diese Taktik hat sich schon vor drei Jahren bezahlt gemacht. Es seien viele Junge am Start, die gleich voll in die Pedalen steigen würden. «Man kann sich aber auch kaputt machen und überpowern», weiss Oberli aus Erfahrung.
Zumal das Rennen heuer noch härter scheint als in vorherigen Jahren. Bisher folgte dem Prolog nämlich jeweils eine harte Etappe, danach wurde es ein wenig leichter. Heuer sind es nach dem Prolog gleich vier harte Etappen in Serie. Das oberste Ziel wird also das Ziel sein. Und vielleicht das Resultat von 2016 sogar noch zu toppen. Oberli ist vorderhand aber einmal dankbar, überhaupt antreten zu können. Die Schwedin Jennie Stenerhag, Vorjahressiegerin zusammen mit der Schweizerin Esther Süss, musste beispielsweise Forfait erklären – verletzungsbedingt.
Charity-Gedanke als Motivation
«Wir freuen uns jetzt auf Sonntag», sagt Oberli derweil. Eine besondere Motivation wird für die vier Fahrer des Teams bike2help wie immer der Charity-Gedanke sein. 8000 Franken haben sie gesammelt, die der Anna Foundation, der Operation Smile und dem Cape Leopard Trust zu Gute kommen werden. Die Operation Smile unterstützt bedürftige Kinder und junge Erwachsene im medizinischen Bereich. Die Anna Foundation ist in Bildung, Sport und Lebensentwicklung für weniger Privliegierte in Südafrika tätig, und der Cape Leopard Trust setzt sich zum Wohl von Raubtieren ein. «Es ist immer wieder ein Riesenspass, den Support zu sehen, den wir über Jahre erhalten», freut sich Oberli. Besonders erwähnt er die Sponsoren Eberhard AG, Fleischli, Jetsport, Cuore und Dornier Weine. Und Oberli hofft, dass auch sein Arbeitgeber Johnson und Johnson noch einen Beitrag zahlt; in der Vergangenheit wurde die Spendensumme jeweils durch sie verdoppelt.
Martin Studer und Marco Wegmann wollen in Südafrika übrigens Spass haben. «Wenn sie es im ersten Drittel, also unter ersten 200 ihrer Kategorie ins Ziel schaffen, sind sie höchst zufrieden», sagt Oberli. Man werde aber sehen, wie es ihnen laufe.
Fest steht: Es kann losgehen!