“Es war so intensiv, dass es schwierig zu erzählen ist!”

Grosse Erleichterung: Ziel erreicht – und das auch noch gut! Bild: Sportograf.com

„Eight days of courage“ – unter dieses Motto stellten der Rümlanger Thomas Oberli und sein Rennpartner Dirk Oberli ihre Teilnahme am diesjährigen Cape Epic. In Zahlen: 650 Kilometer, 15000 Höhenmeter – und kein grösseres Problem beim mehretappigen Mountainbike-Rennen.

„Im Nachhinein ist es wie ein Film“, sagt Thomas Oberli eine gute Woche nach der Zieldurchfahrt. „Es war so intensiv, dass es schwierig zu erzählen ist.“ Der 46-Jährige, der eines der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt bereits zum vierten Mal zu Ende gefahren hat, geht das Rennen in Gedanken nochmals durch. Und er stellt dabei fest, wie stark das Fahrerfeld unterdessen ist. „Vor fünf Jahren unter die besten 50 zu fahren, ist jetzt gleichbedeutend mit den Top 100.“ Von all seinen Teilnahmen habe er heuer seine beste Leistung abgeliefert – was sich auch rangmässig ausdrückt. Mit seinem Rennpartner Dirk Pauling zusammen erreichte Oberli den 15. Rang in seiner Kategorie, den Masters, und den 79. Platz im Gesamtklassement.

Nicht mehr viel Luft nach oben

Wo er auf dem Bike noch hätte Zeit gutmachen können, weiss er nicht. Potenzial ortet er lediglich noch in den Pausen. „Vielleicht könnten wir mit zwei Camelbacks fahren statt nur mit einem.“ Der Grund: Muss der Getränkespeicher aufgefüllt werden, dauert dies zwei Minuten. An fünf Tagen mussten Oberli und Pauling „nachtanken“ – „das sind zehn Minuten. Da wären wir schon wieder zwei Plätze weiter vorne gewesen.“

Vielleicht wäre es auch sinnvoll gewesen, im Prolog mit voller Kraft zu starten. Das Team bike2help.ch hatte sich entschlossen, etwas langsamer loszufahren, damit die Kraft für das gesamte Rennen reicht. Mit der Folge, dass sie in den darauffolgenden Tagen im B-Feld starten mussten statt im A. Das Niveau im A ist höher, es kommt zu weniger Staus – schliesslich sind weiter vorne nur noch die Profis klassiert. „Im B verliert man Zeit“, blickt Oberli zurück.

Unterwegs für den guten Zweck

Insgesamt, findet der Rümlanger, habe er heuer einiges gelernt. So viel, dass er es am liebsten gleich im kommenden Jahre umsetzen möchte, bei seiner fünften Teilnahme am „Epic“. Auch wenn es bis dahin ein weiter Weg ist: Einige wohltätige Organisationen in Südafrika würden ihn wohl gern wieder im Rennen sehen. Drei solcher Organisationen unterstützten Oberli und Pauling mit ihrer diesjährigen Teilnahme, und als das Rennen überstanden war, hatten sie Zeit, sie zu besuchen.

Für Qhubeka gilt dies nicht – die unterstützten Schulkinder hatten gerade Ferien. Sie werden dank den gespendeten Velos aber in Zukunft besser zu Schule fahren können. Auch Krankenschwestern werden Velos erhalten. Dafür besichtigten Oberli und Pauling ein Weingut. Dieses unterstützt die Aktivitäten des Cape Leopard Trust, dessen Ziel es ist, das Nebeneinander von Mensch und Wildtier zu ermöglichen. „Gleich hinter dem Weingut beginnt ein Landstrich, auf dem 57 Leoparden leben“, erzählt Oberli. „Das ist aber nicht die einzige Aktivität des Leopard Trusts.“ Ebenfalls sollen Kinder aus den Townships auf die Umweltprobleme aufmerksam gemacht werden. Ein Thema, das gerade im Moment besonders aktuell sei, sagt Oberli: „Südafrika leider zur Zeit unter der schlimmste Dürre seit vielen Jahren.“

Auch die „Operation Smile“ profitierte. Sie ermöglicht bedürftigen Kindern mit Hasenscharte eine operative Korrektur.

Interessante Begegnungen ab von der Piste

Oberli selber ist derweil vor allem dankbar, dass er das Rennen ohne Probleme überstanden hat. Drei Wochen vor dem Start hat er sich eine starke Bronchitis eingefangen, welche seine Teilnahme infrage stellte. Es reichte dann aber gerade noch. Er erzählt aber auch von Konkurrenten, die Unfälle hatten – in einem Fall erlitt ein ihm bekannter Fahrer sogar einen epileptischen Anfall und musste darauf ins künstliche Koma versetzt werden. Oder Anita Bucher, zusammen mit Hans Fluck Dritte in der Mixed-Kategorie. „Sie hat früher Vollkontakt-Karate betrieben“, sagt Oberli. „Und erzählte, Ihre Mutter sei erleichtert gewesen, als sie damit aufhörte. Aber so zerkratzt wie nach dem Cape Epic habe sie noch nie ausgesehen…“

Auf jeden Fall, sagt Oberli, sei es schwierig, die Erlebnisse am diesjährigen Epic noch zu überbieten. Rangmässig wäre dies vielleicht in vier Jahren möglich – dann könnte Oberli erstmals in der nächsten Alterskategorie starten, bei den „Grand Masters“. Oder: „Mixed wäre auch noch eine Überlegung.“ Dass er so kurz nach dem Rennen schon an die nächste Teilnahme denkt, ist beachtlich. Pause benötigten er und Pauling keine grosse. Zwei Tage nach dem Ende sassen sie bereits wieder im Sattel und gaben Gas. Andere Fahrer brauchten mindestens eine Woche – etwa, weil sie unter offenen Hintern litten.

Die Medaille ist hart verdient. Bild: Sportograf.com
Es bleiben auch Erinnerungen an wunderschöne Landschaften. Bild: Sportograf.com
Spektakel war auch beim diesjährigen “Epic” garantiert. Bild: Sportograf.com

Alle Ziele erreicht!

Rang 15 bei den Masters, Platz 79 im Gesamtklassement. Dies ist die sensationelle Schlussbilanz des Teams bike2help.ch mit Thomas Oberli und Dirk Pauling.

Zum Schluss ein dorniger Weg

„Wir sind durchgekommen ohne körperliche oder mechanische Probleme“, freute sich Thomas Oberli im Ziel. Die Kraft hatten er und Dirk Pauling auf den letzten 84 Kilometern von Stellenbosch nach Mehrendal liegen lassen. „Wir fuhren wiederum eins, zwei, drei los“, so Oberli. Der Weg war dabei im doppelten Sinne dornig: „Wir sind wirklich hart gefahren und sogar zu den führenden Profi-Frauen aufgeschlossen“ – also zu Crosscountry- und Marathon-Weltmeisterin Sabine Spitz (De) und ihrer Partnerin Yana Belomoina (Ukr). Diese waren nicht weniger als fünf Minuten vor bike2help.ch gestartet. Und dann waren da auch noch die richtigen Dornen: Ungefähr zehn davon steckten im Ziel in Oberlis Pneu. „Ich weiss nicht, wie das geht, dass hier noch Luft drin war“, lachte er. Aber sie war es noch. Auch den sechs vorangehenden Etappen hatte er nur zwei dieser Devil’s Thorns – sie sehen ein wenig aus wie Teufelshörner – eingefangen.

Aber eben: „Es war einfach nur hart – eine extreme Grenzerfahrung“, sagt Oberli. Die beiden führenden Frauen waren nämlich so schnell, dass Oberli und Pauling den Kontakt verloren, das Loch dann aber alleine wieder zufuhren. Trotz Wind.

Und dann verloren sich die beiden bike2help-Fahrer kurzzeitig auch noch aus den Augen. Oberli: „Bei einem Wasserposten hielt ich an, sah Dirk aber nicht mehr. Da dachte ich, er sei schon durchgefahren.“ Oberli schloss zur vor ihm liegenden Gruppe auf, Pauling war aber nicht in dieser Gruppe. „Ich bekam etwas Angst, weil ich in der vergangenen Woche viele Situationen gesehen habe, in denen ein Fahrer seinen Teamkollegen suchte.“ bike2help.ch hatte aber Glück: Oberli wartete, Pauling holte ihn bald ein. Er hatte beim Wasserposten kurz sein „besoin naturel“ erledigen müssen, sodass er für Oberli nicht mehr sichtbar war.

Grossartige Bilanz

Mit der Rennbilanz ist Oberli sehr zufrieden. „Rangmässig ist es auch am Schlusstag wieder super gelaufen, und insgesamt auch.“ Schneller zu fahren, sei schwierig, ausser er würde sein Arbeitspensum reduzieren und noch mehr trainieren. Beachtlich daran ist insbesondere Oberlis Erholung. Noch vor drei Wochen wäre es für ihn undenkbar gewesen, überhaupt aufs Velo zu steigen. Eine Bronchitis machte ihm das Leben schwer. Jetzt hat er zum vierten Mal das Ziel des Cape Epic erreicht. Das spricht für seine Fahrtechnik – Oberli selber sieht aber auch ein gewisses Rennglück. „Ich habe viele Schweizer gesehen, die Magenprobleme hatten und aufgeben mussten. Andere konnten einfach nicht mehr.“ Es brauche manchmal nicht viel, und dass man das Ziel erreiche, sei daher nicht selbstverständlich. „Was wir hier machen, ist abartig.“

Jetzt ist Erholung angesagt

Jetzt wollen Oberli und Pauling noch die Zeit in Südafrika geniessen. Dazu gehört ein Aufenthalt bei der Gastfamilie und der Besuch des Cape Leopard Trust sowie einer anderen wohltätigen Organisation, die bike2help.ch unterstützt: Qhubeka. Übrigens: Ein Sohn der Gastfamilie will am Montag unbedingt mit Oberli auf die Pumptrack. „Mal sehen“, lacht er. „Vielleicht wird es auch Dienstag.“ Erst einmal ist nämlich ein bisschen Erholung angesagt.

Wobei Pauling und Oberli auch gespannt sein dürfen, wie ihr Körper auf die veränderten Bedingungen reagiert. Eine Woche lang standen sie immer um 5 Uhr morgens auf und ernährten sich zu einem guten Teil von Powerbars und Gels. Jetzt ist die Zeit da, das gute südafrikanische Essen zu geniessen.

Weitere Teilnahme nicht ausgeschlossen

Fest steht für Oberli aber, dass er eine weitere Teilnahme am Cape Epic nicht ausschliesst. „Die Frage ist, was das Ziel ist“, sagt er dazu. „Will ich schneller sein, will ich einfach durchkommen, oder will ich mehr Geld für wohltätige Zwecke mobilisieren?“ So oder so sei die Leistung der vierten Teilnahme schwierig zu überbieten. Auf jeden Fall bleiben die Erinnerungen an die vierte Teilnahme: Die gute Stimmung im Schweizer Lager und die gemeinsamen Essen mit den Landsleuten, die atemberaubende Landschaft und die unglaublichen Leistungen.

Das Bild im Ziel: Wäre da nicht der Staub im Gesicht, würde man Thomas Oberli (links) und Dirk Pauling die Strapazen der vergangenen Woche gar nicht ansehen.
Im Ziel! Thomas Oberli (links) und Dirk Pauling fahren in Meerendal ein.
Dornen im Pneu – aber die Luft war nicht draussen!

Jetzt mit Vollgas ins Ziel!

Erneute Verbesserung für bike2help.ch: Thomas Oberli und Dirk Pauling liegen nun auf Rang 15 der Masters-Klasse. In der zeitletzten Etappe drückten sie richtig aufs Tempo – und auch für die Schlussetappe vom Sonntag lautet die Devise „Vollgas“.

Fast in den Lenker gebissen

Von der vornehmen Zurückhaltung, mit der Thomas Oberli und Dirk Pauling bisher jeweils in die Etappe starteten, war am Samstag nichts mehr zu spüren. „Eins, zwei, drei, los und hart fahren“, erklärt Oberli die Taktik. „Das heisst: Wir haben von Anfang an fast in den Lenker gebissen und uns nicht geschont.“ Wichtig, denn die Streckenführung war ebenfalls keine Schonung für die Fahrer. Gleich zu Beginn galt es mehrere giftige Aufstiege zu bewältigen; sie führten durch ein Weinbaugebiet.

Dass das Team bike2help.ch gut im Rennen liegt, merkten Pauling und Oberli spätestens, als sie zum führenden Mixed-Team aufschlossen. „Auch sonst sahen wir Leute, die wir eher nicht kannten oder jeweils erst kurz vor dem Etappenziel eingeholt hatten, wenn es wirklich gut lief“, so Oberli. Das Resultat war entsprechend: Platz 70 im Etappenklassement insgesamt und Rang 12 bei den Masters. Oberli dazu: „Es ist schon noch erstaunlich. Das Niveau ist extrem hoch. Wir sind mit Vollgas gefahren, und elf Teams waren noch schneller als wir!“

Schon 164 Teams out

Auf der anderen Seite gab es auch einige, die weniger schnell waren oder gar ausschieden. Die Zahl jener Teams, die nicht mehr im Rennen sind, ist auf 164 angestiegen. Vielleicht lags auch am Wetter, denn in der Nacht auf Samstag hatte es geregnet. Tagsüber war es dann zwar trocken und auch von der Temperatur her angenehm zu fahren – Oberli leerte nur einen Camelback –, aber vor allem in der ersten Abfahrt war der Untergrund matschig und glatt. „Die Pneus drehen, es wird fast unbefahrbar, und es kommt zu vielen Stürzen“, beschreibt Oberli.

Besonders in sich hatte es eine weitere Abfahrt, in der es eine Holzbrücke zu überqueren galt. Oberli sah vor ihm ein Frauenteam stürzen und entschloss sich kurzerhand, die Brücke zu Fuss zu überqueren. Zu Recht: „Ich wäre auch so fast hingefallen!“ Später hörte er von vielen Teams, welche die Brücke zu befahren versucht hatten – alle gingen zu Boden. So bleiben Pauling und Oberli weiterhin fit und sind auch ohne technische Probleme unterwegs: Sie hatten noch keinen einzigen Platten und auch sonst keine Schwierigkeiten.

Erkältung vollständig weggesteckt

Oberli stellt ausserdem fest, dass er immer besser in Form kommt. Erstmals konnte auf der sechsten Etappe Dirk Pauling am Ende nicht mehr ganz mithalten. Die starke Erkältung, welche Oberli vor drei Wochen heimgesucht hat, scheint überwunden. „Es ist erstaunlich, wie sich der Körper erholen kann. Damals hätte ich keine einzige Etappe fahren können“, sagt er mit Blick zurück. Indes habe Pauling bisher ein Riesenrennen gezeigt. „Er hat immer die Löcher zugefahren.“

Noch 84 Kilometer…

Jetzt folgen als Schlussbouquet noch 84 Kilometer mit vergleichsweise moderaten 1200 Höhenmetern nach Meerendal. Dann ist das Rennen vorbei. Oberli: „Wir werden nochmals versuchen, aufs Tempo zu drücken und die Platzierung zu halten.“ In Zahlen: Rang 15 bei den Masters und Platz 79 im Gesamtklassement zu verteidigen. Vor allem wollen die beiden bike2help.ch-Athleten aber heil ins Ziel kommen und das Rennen sicher zu Ende bringen. Oberli wird das letzte Teilstück möglicherweise mit einer GoPro-Kamera festhalten. „Mal schauen, ob sie hält …“

Guten Mutes: Thomas Oberli (links) und Dirk Pauling vor der Schlussetappe.
Boschendal, 100 Meter vor der Ziellinie.
Oberlis Kommentar zu diesem Bild: “Irgendwie froh – aber solche Sonnenuntergänge werden wir vermissen!”
Die Kraft ist noch da, das Renndress für die letzte Etappe ist bereit! “Ein riesiges Dankeschön an unsere Familien, Verwandten, Freunde und Sponsoren, die uns während sieben Tagen getragen und unsere Charities unterstützt haben”, schreibt Oberli.

Imposante Aufholjagd

Als beim dritten Wasserposten die Zeit genommen wurde, lag das Team bike2help.ch nicht besonders gut im Rennen. Thomas Oberli und Dirk Pauling wurden auf Rang 23 der Masters-Klasse geführt. Das Ziel erreichten sie aber als 16.!

Die Leistung in der Königsetappe gekrönt

Das Ziel des Tages klang einfach: Die gute Arbeit bisher konsolidieren. Ein Kinderspiel war das aber nicht, denn auf dem Programm stand die Königsetappe, die ausserdem die technischste des gesamten Rennens war. Das Team bike2help.ch fuhr erneut in der Gruppe A los und konnte sich in dieser auch halten. Thomas Oberli: „Allerdings habe ich bereits im ersten Anstieg gemerkt, dass ich viel Säure in den Beinen habe.“ Das Gefühl sei nicht mehr so gut gewesen wie am Vortag, denn die Oberschenkel fühlten sich nicht besonders frisch an. „Irgendwann ging das dann weg, aber danach war ich mental nicht ganz auf der Höhe“, sagte er nach der Durchfahrt der Ziellinie.

Immerhin: Er und Dirk Pauling konnten auch in der Freitags-Etappe ein gutes Tempo halten. „Ich war einfach nicht voll im Rennmodus“, so Oberli. Beim dritten Wasserposten legte bike2help.ch dann eine kurze Pause ein. Oberli trank ein wenig Cola und warf zwei Gel ein – das wirkte Wunder. Lagen er und Pauling beim Passieren des Postens noch auf Platz 23 der Masters-Klasse, arbeiteten sie sich bis ins Ziel auf Rang 16 vor. Das ist gleichbedeutend mit Rand 81 im Gesamtklassement. „Wir konnten am Schluss so aufdrehen, dass es der bisher beste Tag in Sachen Klassement wurde“, freute sich Oberli. „Mir ist das lieber so: Wir fahren relativ konservativ los und sind dann jeweils am Ende stark.“ Das ist mental weit besser, als wenn es umgekehrt wäre.

Pauling mit guten Beinen unterwegs

Oberli spricht an dieser Stelle insbesondere seinem Partner Dirk Pauling ein dickes Lob aus. „Er war hat eine Superarbeit geleistet und konnte vor allem im Flachen richtig ziehen. Er hatte starke Beine heute – so macht das Spass!”

Übrigens: Weil Pauling und Oberli seit nunmehr drei Tagen in der Gruppe A fahren, kennen sie auch die anderen Athleten langsam, die dort unterwegs sind. Am Morgen wird das Team bike2help.ch regelmässig von den gleichen Athleten überholt. „Gegen Abend holen wir sie dann aber wieder ein“, sagt Oberli. „Damit haben wir uns im Feld einen gewissen Respekt verschafft.“

Jetzt ist der Tross in Boschendal angekommen. Das ist die letzte Station des Rennens. „Man merkt, dass das Ende näher kommt“, stellt Oberli fest. „Jetzt sind es noch zwei Tage, dann ist es geschafft.“ Nicht weniger als 140 Teams mussten das Rennen bisher aufgeben, viele der Fahrer sind verletzt unterwegs. Oberli schaute am Morgen mit einigem Mitleid auf die Konkurrenten, die vor dem Medizelt Schlange standen. Viele von ihnen kämpfen mit einem wunden Hintern – eine Beeinträchtigung, die Oberli in schmerzhafter Erinnerung hat. 2010 kämpfte er genau mit diesem Problem. „Da war der Horror“, erinnert er sich. „Wir haben diesmal Glück. Das ist super.“ Zwar musste Oberli in der fünften Etappe von Wellington nach Stellenbosch dreimal zu Boden, weil der Untergrund entweder rutschig – am Morgen hatte es leicht genieselt – oder sandig war. „Ausser ein paar Kratzern kam Knie habe ich mir aber nichts geholt“, sagt er. „Die gehören dazu.“

Das Ziel rückt näher

Am Samstag folgt nun die zweitletzte Etappe, wohl erneut bei nicht so grosser Hitze. Es ist der kürzeste Abschnitt des Rennes – distanzmässig gesehen. Die 74 Kilometer sind aber mit 2100 Höhenmetern garniert. Kein Wunder, denn die Landschaft um Boschendal herum ist nicht nur grüner als jene Gebiete, die bisher durchfahren wurden, sondern auch gebirgig. „Es sind etwa zehn Anstiege zu bewältigen“, blickt Oberli voraus. „Die werden einem die Beine so richtig brechen“, umschreibt er. Er freue sich aber darauf, auch wenn es den ganzen Tag hoch und runter gehen werden.

Eiskalte Erholung

Erholt haben sich Pauling und Oberli übrigens mit einem anderen Vergnügen: Auf dem Programm stand ein Eisbad. Rund zehn Sekunden hielten sie es im Bassin aus, dann mussten sie wieder raus, wagten sich aber erneut ins Eiswasser. „Ich habe das 2013 bei den Profis gesehen“, erklärt Oberli. „Es hilft wirklich, reduziert Entzündungen in den Beinen.“ Einige der Fahrer halten es offenbar bis zu zehn Minuten im Pool aus. Danach sind sie dann wieder heiss aufs Rennen.

Gefürchtet und geschätzt: Das Eisbad hilft, Entzündungen in den Beinen zu lindern.
Auch eine Art Klassement: Oberli und Pauling waren schon zwei Stunden im Ziel, als dieses Bild entstand. Es sind die Taschen jener, die zu diesem Zeitpunkt noch unterwegs waren.
Grün und gebirgig: So sieht es in Boschendal aus.
Der Mann, der die Velos fit hält: Mechaniker Duncan, flankiert von Thomas Oberli (links) und Dirk Pauling (rechts). Am Donnerstag schraubte er zur Sicherheit sogar die Federgabeln auseinander.

1850 Höhenmeter als Erholungsprogramm

Dirk Pauling und Thomas Oberli fühlen sich nach der vierten Etappe des Cape Epic ausgesprochen fit. Gut, denn jetzt steht die Königsetappe an.

Wieder ein Sprung nach vorne!

Verkehrte Welt in Wellington: „Das war eine super Erholung für uns“, sagt Thomas Oberli nach der vierten Etappe vom Donnerstag. Dabei hatten er und sein Partner vom Team bike2help.ch, Dirk Pauling, eben erst 73 Kilometer mit 1850 Höhenmetern abgespult.

Die Ursache ihrer Frische sehen Oberli und Pauling in verschiedenen Faktoren. Einmal war es am Donnerstag bewölkt und damit nicht mehr so heiss wie an den Vortagen. Das machte das Fahren schon eimal ein Stück angenehmer. Auch der Start in der Gruppe A war ein Vorteil: „Es war angenehm zu fahren, und es ging in gutem Tempo los“, erklärt Oberli. Kurz nach dem Start legten zwar die Spitzenfahrer um den deutschen Ex-Strassenprofi Udo Bölts richtig los und verabschiedeten sich in Richtung Spitze. Aber Pauling und Oberli kamen in einer Gruppe unter, die ebenfalls ein ansehnliches Tempo fuhr. Oberli: „Diese Leute sind einfach schnell, man wird in den Trails nicht blockiert – das ist anders als in der Gruppe B. Verrückt, was das ausmacht!“

An Belastung gewöhnt

Auch das Training ist ein wichtiger Faktor. Der Körper ist an die Belastung gewöhnt. „So werden wir nicht geschwächt, sondern immer stärker“, beschreibt Oberli. Und dann war da noch der Untergrund. Dieser war im vierten Teilstück angenehm zu befahren. Angelegt wurden die Trails vom reichsten Vetoclub der Welt, dem Cape Argus. „Vor allem am Schluss der Etappe sahen sie aus wie Wanderwege in der Schweiz“, beschreibt Oberli. „Es ging im Zickzack hin und her, das machte richtig Spass!”

Im Klassement hat sich bike2help.ch weiter nach vorne gearbeitet. Neu belegen Oberli und Pauling den 85. Platz in der Gesamt- und den 19. Rang in der Masters-Wertung. Dass es im gleichen Stil weitergeht, glaubt Oberli allerdings nicht: „Jetzt wird es dann vermutlich schwierig, noch weiter nach vorne zu kommen.“ Das Ziel sei, weiterhin gut zu fahren und vor allem Stürze zu vermeiden. „Wenn nicht draussen ist, aber verletzt und muss fahren muss, wird es sehr hart. Wir versuchen darum, so sauber zu fahren wie möglich und keinen Blödsinn zu machen.“

Jetzt folgt die Königsetappe

Dass sie sich nach drei harten Tagen zum Start ein wenig erholen konnten, ist für Oberli und Pauling im Hinblick auf die fünfte Etappe übrigens von grosser Bedeutung: Mit 93 Kilometern und 2500 Höhenmetern steht die Königsetappe an. Die Meteorologen rechnen mit ein wenig Regen. Das wäre von der Temperatur her angenehm. Wie sich am Donnerstag zeigte, wird es sehr schnell sehr heiss, wenn die Wolken weg sind. Die Medaille hat aber auch eine Kehrseite: „Ich hoffe einfach, dass es keinen Dreck gibt“, sagt Oberli. Ist der Boden tief und bleibt der Dreck am Bike hängen, wird es nämlich extrem hart. Dann müsste sich Oberli wohl auf eine ähnlich schmerzhafte Massage gefasst machen wie am Mittwoch. Immerhin: Nachdem der Masseur die Säure aus den Oberschenkeln geknetet hatte, konnte er wieder normal gehen. Fazit: „Es macht Spass. Bisher ist es ein gutes Epic und wir hatten Rennglück; ich hoffe, es geht so weiter!“

Ein Tweet von Charity Partner Cape Leopard Trust. So erschienen auf der Cape Epic-Site.
“Das war unser heutiges Menü”, kommentiert Thomas Oberli dieses Bild.
Wellness für die Bikes: Hier werden die Rennmaschinen von Staub und Dreck befreit.

Der bisher beste Tag

Nach einem Abendessen am Tisch der Hilfsorganisation Quhbeka gaben Thomas Oberli und Dirk Pauling tags darauf richtig Gas. Sie arbeiteten sich unter die Top 100 des Gesamtklassements vor – und sie kommen immer besser in Fahrt.

Von Affen und Hitze …

Drei Tage hintereinander während fast sechs Stunden im Sattel – langsam aber sicher beginnen die beiden Fahrer des Teams bike2help.ch die Strapazen des diesjährigen Cape Epic zu spüren. “Dass wir an drei Tagen in Serie so lange Etappen führen, habe ich noch nie erlebt”, sagte Thomas Oberli nach dem dritten Teilstück. “Das zehrt schon.”

Eigentlich hatten die beiden Schweizer Athleten mit einer Fahrzeit von unter sechs Stunden gerechnet. Oberli: “Ich gehe im Voraus jeweils von einer Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 18 und 19 Kilometer pro Stunde aus.” Bei der dritten Etappe, die über 108 Kilometer führte, wäre folglich mit rund fünfeinhalb Stunden zu rechnen gewesen. Die Streckenführung hatte es allerdings in sich. “Der Untergrund war sehr sandig, und der erste Aufstieg war so steil, dass wir unser Bike schieben mussten”, erklärt Oberli. Nach 5:52 Stunden waren sie dann im Ziel.

Andere hatten mehr Schwierigkeiten: Viele Fahrer kämpften mit Platten Pneus, oder sie bewältigten die technischen Passagen schlicht nicht. Entsprechend hatten die Helfer im Medi-Zelt nach dem Rennen alle Hände voll zu tun. Nicht weniger als 116 Teams mussten das Rennen bislang aufgeben – 529 sind noch dabei. Thomas Oberli und Dirk Pauling gehören glücklicherweise zu letzteren; sie blieben von Ungemach verschont.

Pauling schlägt Affen in die Flucht

Oberli zog nach der dritten Etappe sogar eine ausgesprochen positive Bilanz. Nachdem er am ersten Tag mit Magenproblemen zu tun hatte und ihm am zweiten Tag am Ende etwas die Kraft fehlte, fühlte er sich in der dritten Etappe richtig fit. “Es war der beste Tag bisher. Und ich bin froh, dass ich mit Dirk einen starken Partner habe”, freute sich Oberli. “Er hatte am Ende noch richtig Power und fuhr die Löcher zu, wenn es welche gab.” Auch als Tierbändiger machte sich Pauling verdient: Unterwegs sassen einige Paviane am Wegrand, die er mit Affengeräuschen erfolgreich in die Flucht schlug.

Eine andere Herausforderung war die wieder zunehmende Hitze. Am Ziel in Wellington herrschten auch am frühen Abend noch rund 35 Grad – hier Erholung zu finden, ist für die Athleten nicht ganz einfach. Vor allem nicht für jene, die nicht so schnell unterwegs sind wie Pauling und Oberli. Zwei Stunden, nachdem die beiden bike2help.ch-Fahrer im Ziel waren, trafen immer noch Biker in Wellington ein.

Abendessen bei der Hilfsorganisation

Der Help-Faktor spielte übrigens im Anschluss an die dritte Etappe eine Rolle. Oberli und Pauling nahmen ihr Nachtessen an einem Tisch der Hilfsorganisation Quhbeka ein. Diese kann dank den durch die beiden Schweizer gesammelten Spendengeldern Velos kaufen, die dann Schülern, Krankenschwestern oder auch Bauern geschenkt werden, damit diese ihre Pflicht besser erledigen können.

Aber zurück zum sportlichen: Der Start zur vierten Etappe wird für Oberli und Pauling am Donnerstag fünf Minuten früher erfolgen. Sie haben sich nämlich in die Gruppe A vorgearbeitet: In der Masters-Klasse liegen sie nun auf Rang 20, im Gesamtklassement auf Platz 93. Oberli dazu: “Wir werden weiterhin unser Tempo fahren.”

olche Fahrräder erhalten Schüler, Krankenschwestern oder Bauern dank der Hilfe von Pauling und Oberli.
Das Gras in Wellington zeugt von der grossen Trockenheit. Vor zwei Jahren war das Grün satt.

„Super gelaufen!”

Weniger heiss – bike2help.ch ist stark unterwegs

Das Team bike2help.ch ist auf Kurs. In der zweiten Etappe liessen es Dirk Pauling und Thomas Oberli richtig rattern. Zumindest im mittleren Teil. Danach nahmen sie sich wieder ein wenig zurück, um Kräfte für das weitere Rennen zu sparen. Resultat: Im Klassement geht es weiter vorwärts!

36 – 23 – 21. Die Zahlenreihe zeigt: Es geht aufwärts mit dem Team bike2help.ch. Es handelt sich nämlich um die Etappen-Platzierungen nach Prolog und den ersten beiden vollen Renntagen. “Es ist super gelaufen”, freute sich Thomas Oberli im Ziel der zweiten Etappe, die zugleich die insgesamt 100. Etappe des epischen Rennens war. “Im Klassement geht es langsam vorwärts”, so Oberli.  Das heisst: Er und Dirk Pauling liegen neu auf Rang 21 der Masters-Klasse und auf Platz 101 des Gesamtklassements – auch zwei Bienenstiche, die er sich unterwegs einhandelte, konnten Pauling nicht bremsen. Die Bienen sind in Südafrika etwas harmloser als in der Schweiz. Ein Landsmann wurde in der ersten Etappe gleich fünfmal gestochen, spürte davon am nächsten Tag aber nichts mehr.

Froh um die Federung

Gestartet wurde am Dienstag auf 250 Meter über Meer. Danach folgte ein Aufstieg auf 1000 Meter, und auf dieser Höhe wurde – natürlich mit einigen weiteren Auf- und Abstiegen – der grosse Teil der Etappe gefahren, bevor es wieder auf 250 Meter runterging. “Den gleichen Weg, wie wir ihn am Anfang hochgefahren waren”, erklärt Oberli. “Er war ziemlich ruppig zu fahren, mit vielen Steinen.” Sie hätten jedenfalls etwas mitleidig an ihre Konkurrenten auf ungefederten Bikes gedacht. “Es hat sehr stark geschlagen.”

Technischer Fortschritt an der Gangschaltung

Apropos Velos und Technologie: Als Oberli 2009 zum ersten Mal am Cape Epic dabei war, absolvierte er das Rennen noch auf einem Bike, das vorne dreifach übersetzt war. Vor zwei Jahren hatte er noch zwei Kränze aufgezogen, jetzt ist es nur noch einer. Der Vorteil: Die Schaltung ist weniger anfällig – ebenso wie die Kette.

Beides wurde in der zweiten Etappe gehörig strapaziert: Vor allem im mittleren Teil der Etappe waren Oberli und Pauling zügig unterwegs. Oder wie Oberli es sagt: “Wir sind sehr stark gefahren. Gegen den Schluss der Etappe haben wir dann aber wieder etwas Tempo herausgenommen.” Kein Wunder: die nächste harte Etappe wartet bereits morgen. Mit 104 Kilometern Länge und 2150 Höhenmetern garniert. Von der Distanz her ist es das zweitlängste Teilstück des diesjährigen Cape Epic; das Ziel ist in Wellington.

Gut während der zweiten Etappe war für die beiden bike2help.ch-Fahrer die Temperatur. Sie war etwas tiefer als am Vortag. Vielleicht half das Oberlis Magen. Jedenfalls hatte er im Gegensatz zum Vortag keine Probleme mehr mit der Nahrungsaufnahme. Übrigens: Als Zückerchen gab es am Ziel für alle Finisher einen Sticker – als Beweis, dass sie bei der 100. Etappe des Cape Epic dabei waren.

Rahmenaufkleber als Beweis: Die bike2help.ch-Fahrer haben die 100. Etappe in der Geschichte des Rennens absolviert.
Etwas gezeichnet, aber glücklich: Dirk Pauling (links) und Thomas Oberli.
Die Gangschaltung: Hatte Oberli 2009 vorne noch drei Zahnkränze aufgelegt, ist es jetzt nur noch einer.

Heiss, tückisch – und schnell unterwegs

Es läuft so, wie es soll: Das Team bike2help.ch macht in der ersten Etappe 24 Plätze gut. Trotz Hitze und tückischem Untergrund.

Heiss wars und anstrengend. In Zahlen: 106 Kilometer und 2300 Höhenmeter, und das zu einem guten Teil auf einer tückischen Schotter-Unterlage. „Man versinkt fast darin. Es sieht einfach aus, braucht aber extrem viel Energie“, sagte Thomas Oberli nach der zweiten Etappe des Cape Epic. Trotzdem: Das Team bike2help.ch ist sehr gut im Rennen, machte 24 Plätze gut und liegt nun auf Rang 26 der Masters-Klasse. Ansonsten erstaune ihn aber die Intensität, mit der das Rennen gefahren werde. Im Gesamtklassement liegt bike2help.ch nicht in den ersten Hundert. Das zeugt von der Dichte an der Spitze. Indes forderten die vielen Singletrails und Zickzack-Abfahrten aber durchaus ihren Tribut. Es kam zu einigen Stürzen. „Da kann schon viel schief gehen“, sagt Oberli nachdenklich. „Man muss immer aufpassen, und weil man zu zweit unterwegs ist, verdoppelt sich die Gefahr noch, dass einer stürzt.”

Oberlis Zwischenbilanz: „Es ist gut gelaufen, und das Rennen war angenehm.“ Die Erklärung dafür findet er auch bei den Konkurrenten. Er und sein Rennpartner Dirk Pauling starteten aus der Gruppe B. „Wenn man mit den Leuten aus der eigenen Gruppe losfährt, ist es weniger nervös.“ Es geben dann nämlich keine Fahrer, die das Gefühl hätten, etwas gut machen zu müssen, was sie am Vortag verloren haben und so für Unruhe sorgen. Die Gruppen werden nach dem jeweiligen Rang der Teams im Rennen eingeteilt, sie gehen von A bis L, hinzu kommen noch die Profis.

Start war für Oberli und Pauling um 7:15 Uhr. „Unsere Kollegen aus der Schweiz, Matthäus Meier und Giusep Alig, starteten erst um 7:50 Uhr. Sie konnten den ganzen Morgen ein bisschen ruhiger angehen lassen, waren dann aber auch länger der Hitze ausgesetzt.“ Die Hitze war im Rennen ein grosses Thema. Nicht weniger als sechs Liter Flüssigkeit nahm Oberli unterwegs zu sich. Für die Etappe brauchte das Team bike2help.ch knapp sechs Stunden. Die Nahrungsaufnahme war für Oberli eine Herausforderung. Nach einem koffeinhaltigen Gel, der offenbar ein bisschen zu aggressiv war, verzichtete er während den letzten 90 Rennminuten der zweiten Etappe auf weitere Bissen. Die Hitze sei ihm aber doch noch um einiges lieber als Regen. „Glücklicherweise ist der Wetterbericht gut. Erst für die sechste Etappe am Samstag ist Regen angesagt – das kann sich aber noch ändern.“

Technisch gab es am diesjährigen Cape Epic übrigens eine Neuerung: Das Zielgelände ist mit WiFi ausgestattet. Viele der Fahrer nutzen es, um in den Sozialen Medien zu kommunizieren. „Was die Leute halt so machen“, beschreibt Oberli. „Es sind viel mehr Athleten am Handy als früher, dafür reden sie weniger miteinander.“ Der Austausch findet eher abends beim essen statt. Was dem Rümlanger auch noch aufgefallen ist: Es herrscht extreme Trockenheit. Diese äussert sich unter anderem durch einen Waldbrand, der ziemlich nahe ist, das Rennen aber nicht beeinträchtigte. „Die Leute haben aber Angst, dass ein grosser Teil der Landschaft in Flammen aufgehen könnte.”

Nach dem Rennen begab sich Oberli dann in die Massage. An Erholung im eigenen Zelt war nicht zu denken – dort herrschten 45 bis 50 Grad. Dafür seien grosse weisse Zelte aufgestellt worden. Unter deren Schatten finden die Fahrer, das, was sonst rar ist: Abkühlung. Wie heiss es ist, stellte Oberli beim Blick aufs Handy fest. Es lief nicht mehr. „Ich musste es erst einmal herunterkühlen!”

Thomas Oberli (links) und Dirk Pauling im Fahrerlager.
Hinten im Bild: die grossen weissen Zelte, in denen die Athleten Erholung und etwas Abkühlung finde
… und so sieht es im Inneren aus. Im Bild mehrere Schweizer Teams.
Social Media-Nutzung ist im Zielgelände ein beliebter Zeitvertrieb.

Gut gestartet – jetzt kann es losgehen

Gegenwind und sandiger Untergrund konnte den beiden Fahrern des Teams bike2help.ch nichts anhaben. Thomas Oberli und Dirk Pauling erreichten das Ziel als 36. der Masterskategorie und werden morgen Montag wohl aus der Gruppe B in die ersten Etappe gehen.

Ein Auftakt nach Wunsch

1:26:07,09 Stunden hatten Thomas Oberli und Dirk Pauling für die mit 650 Höhenmetern garnierten 21 Kilometer des Prologs. “Drei Aufstiege auf gutem Untergrund, und bei den Abfahrten musste man ein wenig Vorsicht walten lassen. Dort war es meist sandig mit ein paar lockeren Steinen”, fasst Oberli die technischen Aspekte der Startetappe zusammen. Und am Ende sei es ein Gefühl gewesen, als fahre man auf einer Pumptrack – Sprünge inklusive.

Wo sie formmässig genau stehen, können die beiden Fahrer des Teams bike2help.ch zwar noch immer nicht sagen. Dafür war die Strecke zu kurz. “Ich merke gar nicht, dass ich etwas gemacht habe”, sagte Oberli im Ziel. Kein Wunder: Er und Pauling fuhren etwa bei 85 Prozent der Höchstleistung. Wobei sich Pauling noch ein wenig an den Untergrund gewöhnen musste. Immerhin ist er aber besser gestartet als bei seiner ersten Cape Epic-Teilnahme. Damals ereilte ihn im Prolog ein platter Reifen. Um solches zu vermeiden, übergibt er sein Bike heuer täglich einem Mechaniker.

Jetzt wartet die erste richtige Etappe

Mit dem morgigen Montag kommt dann die erste richtige Etappe: 108 Kilometer und 2300 Höhenmeter gilt es zu absolvieren, mit fünfeinhalb bis sechs Stunden Fahrzeit rechnen die bike2help.ch-Fahrer. Oberli: “Wir werden wieder nicht voll fahren.”

Zuvor ist nun aber Erholung angesagt. Der Tag hat nämlich früh angefangen: Bereits um 4:45 Uhr ging es los und es nieselte leicht. Nach dem Rennen waren Pauling und Oberli dann fast die ersten Fahrer in der grossen Zeltstadt. Der Vorteil: Sie mussten etwa beim Duschen nicht Schlange stehen und hatten danach sogar Zeit für einen Restaurantbesuch. Zum Schlafen sei es aber noch ein wenig zu heiss, erklärte Oberli am Nachmittag. Es herrschten 30 Grad.

Thomas Oberli (links) und Dirk Pauling
Startklar!

bike2help.ch ist startklar!

Das Cape Epic kann losgehen! Die Vorbereitungszeit zum legendären Mountainbike-Rennen endet für das Team bike2help.ch morgen Sonntag. Um 7.23 Uhr und 20 Sekunden werden Thomas Oberli und Dirk Pauling in die Pedalen treten. Am Nachmittag vor dem Startschuss geben sie sich zuversichtlich: beide sind ebenso bereit wie fit.

Das Wichtigste vorweg: Thomas Oberli und Dirk Pauling sind gut in Südafrika angekommen und fühlen sich fit für das Rennen. „Das ist jetzt das Wichtigste“, sagte Oberli einen Tag vor dem Startschuss. Bis es soweit ist, werden er und Pauling noch ein paar Kilometer abstrampeln: „Wir fahren in Richtung Chapman’s Peak“, verriet Oberli. „Das ist eine der eindrücklichsten und schönsten Strassen der Welt; wenn man in den Sonnenuntergang fährt, ist das einmalig.“ Die Nacht danach wird wohl nicht allzu lang: Um 5:15 Uhr in der Früh werden die beiden Athleten ihr vorübergehendes Quartier in Noordhouck, eine halbe Autostunde südlich Kapstadts, in Richtung Start verlassen.

Morgen Sonntag um Punkt 7.23 Uhr und 20 Sekunden gilt es dann ernst: Der Prolog startet für das Team bike2help.ch. Die Teams werden in 20-Sekunden-Intervallen auf die ersten 21 Kilometer und 650 Höhenmeter geschickt. Oberli zeigt auf einen zigarettenschachtelgrossen Gegenstand. „Das ist ein Transponder“, erklärt er. „Und das Ziel ist, dass wir in der kommenden Woche keinen Gebrauch davon machen müssen.“ Jedes Team führt diesen Transponder mit, der einen roten Knopf enthält. Drückt ein Fahrer drei Sekunden lang auf diesen, wird er abgeholt – es ist sein Notfallsignal.

Zur Renntaktik sagt Oberli: „Wir werden nicht ein, zwei, drei losfahren, als gäbe es kein Morgen.“ Diesen Fehler würden viele Teams machen – und das dann später bereuen. Also werden er und Pauling sich in den ersten drei Tagen eher ein wenig zurückhalten und dann in der zweiten Rennhälfte alles geben, was noch im Tank ist. Die ersten hundert Teams werden jeweils in der Gruppe A starten, die restlichen 150 in der Gruppe B. „Entweder wir sind am Ende der Gruppe A oder am Anfang der Gruppe B“, schätzt Oberli.

Eine logistische Herausforderung

Bevor das Rennen in Angriff genommen wird, gab es für bike2help.ch übrigens noch eine andere Herausforderung. Sie war logistischer Art: „Wir hatten auf dem Flug beide Übergepäck“, sagt Oberli. Allein die Nahrungsmittel frassen die 23 zur Verfügung stehenden Gepäck-Kilos weg. Und dann war da ja auch noch ein bisschen Ausrüstung.

Für das Rennen haben die Fahrer eine grosse Tasche, für die es keine Gewichtsbegrenzung gibt. Das Problem ist hier eher das Volumen. Zumindest vor der ersten Etappe, denn im Laufe des Rennens wird es laufend abnehmen. „Alle 20 bis 30 Minuten essen wir einen Powerbar oder trinken ein Gel“, blickt Oberli auf den Speiseplan der kommenden Woche voraus. Für den Körper eine nicht zu unterschätzende Belastung. Im Training wurde das zwar auch geübt, doch unter der höheren Rennbelastung muss eben auch die Verdauung andere Leistungen erbringen.

So oder so: Oberli und Pauling freuen sich, dass es nun endlich losgeht und dass sie gesund sind. Oberli, der zuletzt an einer starken Erkältung laborierte, führt sich jetzt gerüstet. Das Team bike2help.ch wird mit Startnummer 142 unterwegs sein; diese haben sie gestern in Kapstadt erhalten. Auch haben sie bereits die Leute von Qhubeka getroffen. Das ist eine der Hilfsorganisationen, für welche die beiden Schweizer sammeln und Pedalen – das Treffen war, falls es diese überhaupt noch brauchte, eine weitere Motivationsspritze!

Oberli und …
… Pauling auf dem Chapman’s Peak